Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, war ein echter Schwabe, was man auch in seiner Aussprache deutlich hörte. Wo wurde er geboren?
Gründung
Demokratischer Verein
Breite Unterstützung in den Anfangsjahren
Historische Bildung
Unterstützung staatlicher Institutionen
Vorträge und Veröffentlichungen
1843. Diese Jahreszahl markiert die Gründung des Württembergischen
Geschichts- und Altertumsvereins (WGAV). Er zählt zu den ältesten
deutschen Geschichtsvereinen.
Die Gründer des "Württembergischen Altertumsvereins" sahen sich
zunächst vor allem forschungspraktischen Zielen verpflichtet. Als oberstes
Ziel formulierten sie die "Bewahrung der materiellen überreste der Geschichte",
also den Erhalt von Denkmälern, "die durch Unkenntnis oder Missachtung ihrer
historischen Bedeutung durch Destruktion und Korrosion bedroht sind".
An der Liste der Gründungsmitglieder lässt sich ablesen, dass der WGAV
als eine Initiative "von unten" entstand und als breit angelegtes gesellschaftliches
Bündnis verstanden wurde. Solche Vereine lagen in der Zeit vor der 48er-Revolution
im Trend. Ihre Entstehung bringt die bürgerlichen Bestrebungen um Emanzipation,
Beteiligung und Demokratie zum Ausdruck. Dies zeigt sich auch bei den Gründungsmitgliedern:
Anhänger der Linken, wie der Jurist und Landtagsabgeordnete Albert Schott, waren
unter ihnen ebenso vertreten wie Liberale, so der Stuttgarter Stadtrat Christian Friedrich
Sick. Auch Vertreter des württembergischen Adels zählten dazu, beispielsweise
der Freiherr vom Holtz aus Alfdorf. Darüber hinaus beteiligten sich neben professionellen
Geschichtswissenschaftlern und Lehrern Kirchenleute, Verleger und selbst Künstler
an der Gründung.
Der bereits 1822 gegründete "Verein für Vaterlandskunde" basierte demgegenüber
auf ganz anderen Grundlagen. König Wilhelm I. persönlich hatte die Vereinsgründung
betrieben. Der württembergische König war es auch, der die Mitglieder ernannte und
die finanzielle Ausstattung der Vereinigung sicherte.
Der aus bürgerlicher Initiative entstandene Altertumsverein verstand sich ganz bewusst als Gegenpol zum "Verein für Vaterlandskunde". Er entfaltete schnell ein dynamisches Vereinsleben. Sitzungen fanden nicht wie beim königlichen Verein einmal jährlich, sondern anfangs wöchentlich und später 14-tägig statt. Der Verein war erfolgreich, die Zahl der Mitglieder wuchs schnell: Vier Jahre nach der Gründung konnte der Verein bereits weit über 500 Mitglieder verzeichnen.
Die denkmalpflegerische Arbeit konzentrierte sich zunächst überwiegend auf die
Beratung von Eigentümern, örtlichen Instanzen und staatlichen Stellen. Doch
schon bald begannen Mitglieder mit eigenen Aktivitäten. Zu den spektakulärsten
zählten Ausgrabungen in Oberflacht bei Tuttlingen, deren Ergebnisse noch heute
für die Forschung über die Alamannen wesentlich sind.
Von Anfang an hatte man die Absicht, Denkmäler nicht nur aufzufinden, sondern auf
Dauer zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schon bald verfügte
der Verein über eine museale Sammlung, die ihr Domizil in der Legionskaserne in der
Stuttgarter Innenstadt (beim heutigen Wilhelmsbau) hatte. Bereits 1850 war sie die
größte Sammlung von "Altertümern" in Württemberg.
Zum Ziel, Denkmäler zu bewahren, kam ein zweites Ziel hinzu: die historische Bildung.
Erste Veröffentlichungen dokumentierten die Forschungsergebnisse in Wort und Bild.
Da die Fotographie noch nicht erfunden ist, arbeiteten an ihnen neben Historikern auch
Künstler, die die untersuchten Objekte zeichneten.
Allerdings büßten angesichts des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs
von 1848/49 landes- und ortsgeschichtliche Themen an Relevanz ein und erfuhren nur noch
ein geringes Interesse in der Öffentlichkeit. Die Geschichtsvereine, so auch der
"Württembergische Altertumsverein", verloren an Mitgliedern.
Mehr und mehr reifte daher die Erkenntnis, dass eine flächendeckende und fachmännische
Denkmalpflege nicht auf der Basis freiwilligen Engagements der Vereinsmitglieder zu bewältigen
war.
Nach langer interner Diskussionen gab der Verein dem Druck des progressiveren Gesamtvereins
der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine nach und unterstützte die Einrichtung
einer staatlichen Stelle für Denkmalpflege.
Dies bedeutete eine Zäsur in der Vereinsgeschichte: Hatte sich der Verein bei seiner Gründung bewusst als staatsferne Institution verstanden, förderte und unterstützte er jetzt die Errichtung staatlicher Institutionen zur Sicherung des materiellen historischen Erbes. 1872 übergab der Verein seine Exponate der "Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale". Aus dieser Sammlung ging später das Württembergische Landesmuseum hervor. Die Vereinsbibliothek einschließlich historischer Handschriften und alter Drucke gingen an die ?ffentliche Bibliothek, Vorgängerin der heutigen Württembergischen Landesbibliothek.
Fortan konzentrierte sich der Verein auf Vorträge und Veröffentlichungen. Mit den
"Württembergischen Vierteljahresheften für Landesgeschichte" wurde ein erstes
anspruchsvolles historisches Periodikum ins Leben gerufen.
In der Folgezeit entwickelte sich das Profil des Vereins weiter. Neben der historischen
Bildungsarbeit mit ihren Schwerpunkten auf Publikationen und Vorträgen erweiterte
der Verein sein Angebot um Studienfahrten, Tagungen und Workshops, die seinen Zielsetzungen
lebendigen Ausdruck verleihen.
Susanne Wetterich